KIT-Komplex

Auf dem KIT-Gen sind mehrere Mutationen bekannt, die zu verschiedenen Scheckungen führen. In EP sind vier dieser Mutationen vorhanden, Tobiano, Sabino, Roan und White. Das besondere an diesem KIT-Komplex ist, dass die Mutationen sich am gleichen Locus befinden. Somit können sie jeweils homozygot, zusammen jedoch nur heterozygot vorliegen. Ein Pferd mit zwei Mustern kann, wenn es mit einem einfarbigen Pferd verpaart wird, also nur ein Fohlen mit einer der beiden vorliegenden Mutationen zeugen, dafür ist das Vorhandensein einer dieser beiden Mutationen jedoch garantiert.

Der Erbgang aller Mutationen auf diesem Locus verläuft (partiell) dominant.

Tobiano (TO/to)

Die Tobiano-Scheckung ist eine regelmäßige, am Rücken beginnende Scheckung. Diese existiert in verschieden starken Ausprägungen, wobei nicht äußerlich zwischen einem homozygoten und einem heterozygoten Tobiano unterschieden werden kann. Charakteristisch für diese Scheckung sind die weißen Beine, der farbige Kopf und oftmals ein farbiger Bereich in der Flankengegend. Das Langhaar kann ebenfalls weiß gefärbt, gemustert oder farbig sein. Die Tobiano-Scheckung folgt einem dominanten Erbgang.

Farbe \ Gene to/to TO/to TO/TO
Rappe/Black Rappe/Black Black Tobiano Black Tobiano

Sabino (SB1)

Für das Sabinomuster gibt es mehrere Mutationen, welche verschiedene Sabinovarianten hervorrufen. Gemeinsam haben diese Mutationen jedoch den intermediären oder auch partiell dominanten Erbgang.

Minimale SB1-Sabinos haben übergroße Kopfabzeichen, mehr oder weniger weiße Beine und Sichelhaare, die am Bauch und in der Flanke konzentriert sind. Bei stärkerer ausgeprägten Sabinos breiten sich die weißen Haare von unten kommend über den ganzen Körper aus, wobei sich in wachsendem Maße weiße Areale bilden. Besonders am Bauch entstehen dadurch geschlossene weiße Bereiche, deren Übergänge zu den farbigen Gebieten meist unregelmäßig und mit Sprenkeln und Stichelhaare durchsetzt sind. Homozygote Sabinos werden auch Weißsabinos genannt. Sie weisen oft nur noch wenige farbige Haare auf, welche sich an den Ohren, am Hals und im Schweif befinden. Hier zeigen sich jedoch auch Unterschiede, sodass einige Weißsabinos nahezu vollständig weiß sind, wohingegen andere einen sehr hohen Weißanteil besitzen, jedoch auch noch gut erkennbare farbige Haare aufweisen. Das Langhaar wirkt häufig etwas "vergilbt". Die Ursache für diese verschiedenen Ausprägungen, sowohl bei heterozygoten als auch bei homozygoten Sabinos, wird in unterschiedlichen Mutationen vermutet.

Farbe \ Gene sb/sb SB/sb SB/SB
Rappe/Black Rappe/Black Black Sabino Black Maximalsabino

Stichelhaarige/Roan (RN/rn)

Die Stichelhaarigkeit folgt einem dominanten Erbgang. Das direkte Nebeneinander von weißen und farbigen Haaren am Hals und Rumpf ist dabei für dieses als geschlossen zu betrachtende Muster charakteristisch.  Diese spezifische Haarmischung führt dazu, dass die Tiere dort in einem gleichmäßigen Grau- bis Graubraunen aufgehellt erscheinen. Die zugrunde liegende Farbe lässt sich daher am besten durch Betrachtung der Kopffarbe zuordnen. Auch im Langhaar ist ein gewisser Anteil weiter Haare normal, überwiegend als weißer Mähnensaum oder als Schweifhülse. Bei starker Einmischung weißer Haare kann es sogar zu einem grau melierten Langhaar kommen.

Der Anteil der weißen Haare kann von Pferd zu Pferd stark schwanken. Bei besonders stark aufgehellten Stichelhaarigen werden oftmals schwarze Punkte oder kleinere dunkle Flecken sichtbar, die sogenannten Cornflecken. Stichelhaarige Fohlen werden oftmals dunkel geboren, sichtbar sind die weißen Haare bei ihnen nur an geschorenen Stellen (bspw. bei Brandzeichen) und an einem ganz schwachen hellgrauen Anflug des Deckhaars. Nach dem ersten Fellwechsel spielt das Alter bei gesunden Pferden keine Rolle mehr für die Ausprägung des Musters. Lediglich die Jahreszeit hat noch Einfluss darauf, da im dichteren Winterfell die farbigen Haare häufig schneller wachsen und somit die weißen überdecken. In Kombination mit der Falb- oder der Cremeaufhellung hingegen stechen auch im Winter die weißen Haare stark hervor und sorgen für einen beinahe weißen Hals und Rumpf.

Farbe \ Gene rn/rn RN/rn RN/RN
Rappe/Black Rappe/Black Black Roan Black Roan

Weißgeborene/Dominant White (W/w)

Als Weißgeborene werden Pferde bezeichnet, die nahezu keine Pigmentierung aufweisen. Die Iris dieser Pferde ist dunkel, Hufhorn und Haut sind jedoch unpigmentiert und damit rosa. Das Fell dieser Pferde ist reinweiß. In homozygoter Form ist diese Mutation, ähnlich wie beim Overo-Lethal-White-Syndrom, tödlich. Aus diesem Grund sind alle Weißgeborenen mischerbig (W/w). Nicht alle Weißgeborenen sind jedoch zwangsläufig komplett weiß. Es werden auch Pferde als Weißgeborene akzeptiert, die eine entsprechende Abstammung besitzen und einen Weißanteil von über 50 Prozent aufweisen. Durch die unvollständige Wirkung des Weißallels werden viele Weißgeborene nicht völlig unpigmentiert geboren, der Weißanteil nimmt jedoch in der Regel im Laufe der Zeit zu.

Er handelt sich hierbei um einen unvollständig dominanten Erbgang.

Farbe \ Gene w/w W/w W/W
Rappe/Black Rappe/Black White letal

Overo (O/o)

Für die erfolgreiche Produktion der schwarzen und roten Pigmente im Fell spielt der Endothelin-B-Rezeptor (ENDRB) eine entscheidende Rolle. Bei dem Overoallel handelt es sich um eine Mutation mit einem dominanten Erbgang auf diesem Gen, welche den Funktionsverlust des Rezeptors zur Folge hat. In den entsprechenden Körperregionen ist keine Pigmentsynthese möglich, wodurch farbige und weiße Haarbereiche gleichzeitig auftreten. Das dabei entstehende Muster wird als Overoscheckung bezeichnet und das verursachende Allel besitzt den Namen Overoallel. Beim mischerbigen Auftreten des Overoallels (O/o) scheint die Potenz der funktionsfähigen Rezeptoren auszureichen, um einen gewissen Anteil an Pigmenten zu gewährleisten.

Liegen jedoch zwei Overoallele (O/O) vor, besitzt das Pferd ausschließlich defekte Rezeptoren und kann kein Pigment bilden. Daher werden diese Pferde mit weißem Lang- und Deckhaar sowie rosafarbener Haut geboren. Neben den farblichen Auswirkungen führt die fehlende Rezeptorwirkung jedoch auch zur Störung in der Differenzierung der Darmnervenzellen. Infolge der fehlenden Zellentwicklung kommt es zum kompletten Ausfall der Darmperistaltik. Die betroffenen Fohlen verenden innerhalb kurzer Zeit an inneren Vergiftungen oder Koliken. Diese Erkrankung wird als Overo-Lethal-White-Syndrom (OLWS) bezeichnet. Dabei ist es unwichtig, ob die Eltern reine Overos waren oder noch weitere Scheckungen besessen haben. Wichtig ist allein der genetische Code.

Farbe \ Gene o/o O/o O/O
Rappe/Black Rappe/Black Black Overo letal

Helmschecken/Splashed White (SPL/spl)

Beim Splashed White handelt es sich nicht um ein einziges Gen, welches für die Scheckung verantwortlich ist. Es gibt verschiedene Formen von Splashed White, es sorgen also mehrere Gene für eine ähnliche und daher gleich bezeichnete Scheckung. Bei dem auf EP vorhandenen Gen handelt es sich um einen intermediären und homozygot nicht letalen Erbgang. Nur bei homozygotem Splashed White zeigen die Pferde die für diese Scheckung typische Färbung. Heterozygote Splashed White haben lediglich blaue Augen.

Farbe \ Gene spl/spl SPL/spl SPL/SPL
Rappe/Black Rappe/Black Black Black Splashed White

Rabicano (Rb/rb)

Die Rabicanos werden durch eine örtlich begrenzte Weißzeichnung charakterisiert, welche den oberen Teil des Schweifs sowie den Bauch- und Flankenbereich beziehungsweise einen Teil des Rumpfes betrifft. Gelegentlich ordnen sich die normalerweise diffus am Rumpf verteilten weißen Haare in Form vertikal verlaufender Linien an, wodurch ein Muster mit weißen Rumpfstreifen entsteht.

Weder das Gen noch der Erbgang ist bis jetzt erforscht, es wird jedoch von einer dominanten Vererbung ausgegangen. 

Farbe \ Gene rb/rb Rb/rb Rb/Rb
Rappe/Black Rappe/Black Black Rabicano Black Rabicano

Leopard-Komplex (LP/lp)

Hierbei handelt es sich um einen partiell dominanten oder intermediären Erbgang, wobei das Leoparden-Tigerallel mit LP und sein rezessiver Partner, das Nichttigerallel, mit lp bezeichnet wird. Während heterozygote Tiere (LP/lp) Tiger schlechthin sind, weisen die homozygoten LP/LP-Träger die Tendenz zu einem höheren Weißanteil auf. Neben der Anzahl an Tigerallelen kann die Ausprägung der Scheckung auch durch sogenannte Modifikatoren (PATN/Pattern) verändert werden. Bis jetzt sind zwei PATN bekannt. PATN 1 ist dabei dominant gegenüber PATN2. Ein Leopard kann somit sowohl PATN1 als auch PATN2 tragen, ein Blanket with Spots hingegen nur PATN2. Zusätzlich dazu können Pferde auch immer "kein PATN" tragen.

PATN \ Gene lp/lp LP/lp LP/LP
kein PATN - Varnish Roan Varnish Roan
PATN 1 - Leopard Few Spot Leopard
PATN 2 - Blanket with Spots Snowcap

Das Leopard-Allel und die Pattern werden unabhängig voneinander vererbt. Selbst, wenn ein Pferd kein LP an das Fohlen weitergibt, kann das Fohlen trotzdem ein Pattern erben und dieses dann an seine Fohlen weitergeben, sodass z.B. bei der Verpaarung eines Blankets mit einem Solid ein Leopard herauskommen kann.

Beispiel

1. LP/lp PATN1/kein PATN (Leopard) x lp/lp kein PATN/kein PATN (Solid) -> lp/lp PATN1/kein PATN (Solid)

2. lp/lp PATN1/kein PATN (Solid) x Lp/lp PATN2/kein PATN (Blanket) -> Lp/lp PATN1/PATN2 (Leopard)


Beispielbilder

Hier habe ich euch ein paar Beispiele zusammengestellt. Dabei habe ich die vorhandenen Scheckungen teilweise leicht bearbeitet, die hier gezeigten Pferde sind also so im Spiel nicht zu finden. Es handelt sich hierbei auch lediglich um ein paar mögliche Beispiele, also um eine minimale und eine maximale Ausprägung. Natürlich sind auch dazwischen noch etliche Versionen möglich sowie andere Formen einer minimalen und einer maximalen Ausprägung.

minimaler Tobiano

minimaler Sabino (SB1/sb1)

schwach aufgehellter Roan

minimaler Overo

minimaler Splashed White

maximaler Tobiano

Weißsabino/maximaler Sabino (SB1/SB1)

stark aufgehellter Roan

maximaler Overo

maximaler Splashed White


Sabinos und Minimalsabinos

Die Sabinos bilden auf EP eine Besonderheit. Nicht alle Sabinos werden auch als Schecken akzeptiert, Minimalsabinos gelten als Solids. Daher gibt es in vielen Rassen (auch jenen ohne zugelassenen Scheckungen) Pferde mit Sabino-Muster. Einige der auf EP vorhandenen Pattern der Sabino-Scheckung werden als Schecken erkannt und andere wiederum nicht. Dabei steht Scheckung vor Solid - das heißt, dass ein Pferd mit einem als Scheckung registriertem Pattern als Schecke gilt, selbst wenn es auch ein Solid-Pattern besitzt. Ein Sabino kann nur dann als Solid (Minimalsabino) gewertet werden, wenn keines der vorhandenen Pattern als tatsächliche Scheckung gezählt wird. Ich habe euch hier einmal Bilder mit den als Scheckung geltenden Pattern zusammengestellt. Besitzt euer Pferd also eines dieser vier Muster, dann ist es ein Schecke. Wenn nicht, wird es als Solid eingetragen.